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Kekse vor Kind
Sunday, 06.11.22
3 Min.

Dünn, dünner, am dünnsten: Wenn Essen zum Problem wird

Als Eltern gerätst du zu Recht in Sorge, wenn deine Tochter oder dein Sohn auffallend dünn ist oder in letzter Zeit kontinuierlich abgenommen hat. Mögliche Ursachen sind ein Wachstumsschub, aber auch die Magersucht oder eine andere Erkrankung können dahinter stecken. Besuche mit deinem Kind einen Arzt, um mögliche organische Ursachen ausschließen zu können. Sollte sich der Verdacht auf Magersucht bestätigen, ist es wichtig, dass du dich intensiv mit der Krankheit beschäftigst und für dich und dein Kind professionelle Hilfe suchst.

 

Typische Kennzeichen der Magersucht

Magersüchtige sind stark untergewichtig, halten sich aber dennoch für zu dick. Deshalb essen sie kaum etwas, wiegen sich ständig und hungern selbst dann weiter, wenn ihr Gewicht bereits bedenkliche Ausmaße angenommen hat. Ob dein Kind zu dünn ist, kannst du mit unserem BMI-Rechner herausfinden. Neben der extrem eingeschränkten Nahrungsaufnahme haben viele Magersüchtige auch den Drang, sich ständig zu bewegen. Sie sind häufig mehrere Stunden am Tag sportlich aktiv, mit dem Ziel noch weiter abzunehmen.

 

Folgende Verhaltensweisen können typisch sein:

  • Dein Kind kocht gern für die ganze Familie, isst selbst aber kaum etwas oder täuscht vor zu essen, indem es kaut und die Nahrung anschließend ausspuckt, sobald es sich unbeobachtet glaubt.
  • Magersüchtige essen extrem langsam und manchmal extrem heiß oder kalt.
  • Betroffene wiegen sich häufig und neigen zu Kontrollzwang und Perfektionismus.
  • Sie sind übertrieben verantwortungsbewusst gegenüber Eltern und Geschwistern sowie extrem leistungsorientiert – auch in der Schule.
  • Manchmal sind sie übertrieben sparsam, reinlich und leben ausgesprochen spartanisch.
  • Emotional ziehen sich Magersüchtige zurück und sind für Andere nur schwer erreichbar.
  • Schwarzweißdenken und depressive Verstimmungen sind ebenfalls typisch.
  • Betroffene weigern sich über lange Zeit, sich ihre Krankheit einzugestehen.

 

Ursachen und Folgen der Magersucht

Die Ursachen der Krankheit sind sehr vielschichtig. Du kannst beispielsweise im familiären Umfeld liegen. Hier setzt das Familiendynamische Erklärungsmodell an: Magersüchtige kommen oft aus Familien mit starken Bindungen, großem Harmoniebestreben und hohen Anforderungen an die einzelnen Familienmitglieder. Die Krankheit kann in diesem Fall ein Ventil für Spannungen und Konflikte sein. Typisch für Magersüchtige ist ein extrem angepasstes Verhalten in der Kindheit. Du kannst sich nur als eigenständig erleben, wenn sie stärker sind als der Hunger und demonstrieren auf diese Weise Macht über ihren eigenen Körper. Das Psychoanalytische Erklärungsmodell geht davon aus, dass die Magersucht dazu dient, sexuelle Wünsche zu unterdrücken und pubertäre Entwicklungskrisen zu beenden, um in die "heile" Kinderwelt zurückzukehren.

Wichtig ist, dass die Krankheit bei deinem Kind frühzeitig festgestellt wird, denn sie kann lebensbedrohlich werden. Brüchige Knochen, kranke Nieren und Depressionen sind nur einige der gesundheitlichen Auswirkungen der Magersucht. Circa 15 Prozent der lebensbedrohlich Erkrankten sterben sogar an den Folgen.

 

Tipps für Eltern von Magersüchtigen

Mache sich frei davon, dass dein Kind lediglich zunehmen muss, um wieder gesund zu werden. Das niedrige Gewicht ist nur ein äußeres Zeichen für tiefer liegende Probleme. Ein Therapeut kann feststellen, was die Ursachen für die Magersucht deines Kindes sind. Suche dir auch Hilfe von einer Beratungsstelle. Adressen findest du im Internet unter: http://www.bzga-essstoerungen.de. Eine medizinische Betreuung ist unumgänglich.

Konfrontiere dein Kind mit deinem Wissen über die Krankheit und motiviere es zu einer Therapie. Zwinge es aber nicht dazu. Erzähle, was du fühlst und denken und sprich über deine Befürchtungen und Ängste. Vermeide aber Vorwürfe und Schuldzuweisungen. Meist ist es sinnvoll, die Familie in die Therapie mit einzubeziehen.

Dein Kind ist vermutlich sehr willensstark, sonst könnte es nicht so extrem hungern. Vermittel ihm, dass es auch Fehler machen und sich etwas Gutes gönnen darf. Lebe deinem Kind vor, dass auch du kein perfekter Mensch bist und Unterstützung von anderen brauchst. Dann wird es vielleicht deinem Vorbild folgen.

 
Hier findest du Hilfe

Das Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA ist montags bis donnerstags von 10.00 bis 22.00 Uhr, freitags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr besetzt. Die Telefon-Nummer lautet: 0221-892031.
 


 

Marina Conrad
Autor:in
Marina Conrad
Ernährungsökonomin

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