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Sunday, 06.11.22
2 Min.

Nutri-Score: bewusst ernähren leicht(er) gemacht

Viele kennen das Problem im Supermarkt: Wir stehen vor einem Regal und fragen uns, welches Produkt das bessere für uns ist. Das Nährwertkennzeichnungssystem „Nutri-Score“ soll dabei helfen, innerhalb einer Produktkategorie auf einen Blick Unterschiede in der Zusammensetzung zu erkennen und sich auf dieser Basis bei der Lebensmittelauswahl leichter entscheiden zu können. Und zwar mit einer Art Ampelsystem, das Aufschluss über die Qualität der enthaltenen Nährwerte gibt.

Die Idee dahinter: Indem Verbraucher:innen Hilfe bei der Lebensmittelauswahl bekommen, können sie sich bewusster und dadurch ausgewogener ernähren. Gleichzeitig kann dies Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.
 

Nutri-Score: So funktioniert’s

Um uns über die enthaltenen Nährstoffe zu informieren, müssen wir bislang auf die Nährwerttabellen auf der Verpackungsrückseite zurückgreifen: Die Angaben beziehen sich in der Regel auf 100 Gramm (bei Getränken auf 100 Milliliter) bzw. die einzelnen Portionsgrößen – unklar bleibt, ob die angegebenen Werte zu Zucker, Fett oder Salz nun viel oder wenig sind. Hier schafft der Nutri-Score Abhilfe. Denn viele Verbraucher:innen äußerten immer wieder den Wunsch nach einer erweiterten Lebensmittelkennzeichnung für noch mehr Sicherheit und Transparenz beim Kauf von Lebensmitteln.

Bei einer schnelleren und einfacheren Beurteilung von Lebensmitteln kann jetzt der von unabhängigen Wissenschaftler:innen entwickelte Nutri-Score mit einer fünfstufigen, farbigen Skala helfen. Diese informiert die Verbraucher:innen auf einen Blick über die Nährstoffzusammensetzung: Sie reicht von „A“ in Grün (günstige Nährwerte) bis „E“ in Rot (ungünstige Nährwerte). Aufgrund dieser leicht sichtbaren Bewertung lassen sich Produkte einfacher miteinander vergleichen. Das ist insbesondere dann von Vorteil, wenn es darum geht, Produkte aus derselben Kategorie zu vergleichen – zum Beispiel, welche Fertigpizza über eine bessere Zusammensetzung verfügt.
 

So berechnet sich der Nutri-Score

Mit welchem Buchstaben ein Lebensmittel bewertet wird, hängt von der Menge der „positiven“ und „weniger positiven“ Nähr- und Inhaltsstoffe (pro 100 Gramm bzw. 100 Milliliter) ab. Je höher zum Beispiel der Salzgehalt, desto mehr Punkte werden vergeben. Unsere Grafik zeigt dir, welche Inhaltsstoffe in die Berechnung einfließen und welchen Gesamtpunktewert ein Lebensmittel erhalten muss, um mit einem bestimmten Buchstaben gekennzeichnet zu werden.

Eine ausführliche Erläuterung der einzelnen Steps inklusive Beispielrechnung findet sich hier.
 

Wo der Nutri-Score an seine Grenzen stößt

Neben den genannten Vorteilen für Verbraucher:innen hat der Nutri-Score auch Schwächen: Zum einen fließen nicht alle Inhaltsstoffe (wie Vitamine, Mineralstoffe oder ungesättigte Fettsäuren) in die Beurteilung mit ein. Zum anderen wird nicht wie etwa im Falle der Nährwerttabellen zusätzlich die tatsächliche Portionsgröße berücksichtigt, sondern nur 100 Gramm bzw. 100 Milliliter pro Produkt. Außerdem bewertet der Nutri-Score immer nur ein einzelnes Lebensmittel und nicht den gesamten Speiseplan. Das bedeutet, dass die Verbraucher:innen nicht davon ausgehen können, sich durch den alleinigen Konsum von A-Lebensmitteln auch gleichzeitig ausgewogen und gesund zu ernähren. Hier lohnt sich immer auch ein Blick auf unsere Ernährungspyramide. Sie zeigt an, welche Nahrungsmittelgruppen wir in welchem Verhältnis essen sollten. Außerdem halten die Nährwerttabelle sowie die Zutatenliste nach wie vor weitere wichtige Informationen zu den Produkten bereit.

Nichtsdestotrotz ist der Nutri-Score eine leicht verständliche Möglichkeit für Verbraucher:innen, schon beim Einkaufen die Lebensmittelauswahl bewusster zu gestalten. Er zeigt dir eine zusammenfassende Bewertung an, die der schnellen, ersten Orientierung dienen soll.
 

Ab wann und wo gibt’s den Nutri-Score?

Zwar ist der Nutri-Score für Unternehmen freiwillig, in einigen Ländern Europas findet er aber bereits großen Anklang: Frankreich hat ihn schon seit 2017, auch Belgien, Spanien, Portugal, Schweiz und Luxemburg sind nachgezogen oder gerade dabei, ihn einzuführen. In Deutschland gibt es zurzeit eine Handvoll große Unternehmen, darunter Nestlé, die zugesichert haben, den Nutri-Score für ihre Produkte berechnen zu lassen und zukünftig auf der Verpackungsvorderseite anzugeben. Damit dies passieren kann, wird seitens der Ernährungspolitik derzeit an der rechtlichen Grundlage für die Verwendung des Nutri-Scores in Deutschland gearbeitet. Wann und warum bei Nestlé mit einer Einführung der entsprechenden Produktverpackungen zu rechnen ist, erfährst du hier.

Je mehr Unternehmen wie Nestlé sowie Händler:innen ihre Produkte mit dem Nutri-Score versehen, desto einfacher wird es in Zukunft für Verbraucher:innen, beim Einkauf Lebensmittel auszuwählen, die einer ausgewogenen Ernährung zuträglicher sind. Gleichzeitig kann der Nutri-Score Unternehmen motivieren, ihre produzierten Lebensmittel zu verbessern, um zukünftig bessere Nutri-Score-Ergebnisse zu erzielen.
 

Dr.AnnetteNeubert
Autor:in
Dr. Annette Neubert
Ernährungswissenschaftlerin

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